Über fragwürdige Grenzwerte und fahrlässige Risikobewertung

Die EU verklagte Deutschland wegen deutlich zu hohen Nitratwerten

Nimmt der Mensch Wasser mit einem Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter zu sich, kann das laut EU-Kommission erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben, weil Nitrat im Körper unter Umständen zu Nitrit umgebaut wird, was sich im Magen zu krebserregenden Substanzen umwandeln kann. Bedenklich sind höhere Nitratkonzentrationen insbesondere für schwangere Frauen und Kleinkinder. Die V-Partei³ deckt Unterschiede auf, hält den Grenzwert für Leitungswasser für unverantwortlich hoch und fordert eine Senkung!

Nachdem sich die stete und hohe Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland auch auf Verwarnung nicht signifikant verringert hatte, wurde Deutschland von der EU-Kommission wegen der unzureichenden Umsetzung der Nitratrichtlinie verklagt. Brüssel kritisierte dabei vor allem, dass die Bauern erheblich mehr Gülle auf die Äcker fahren, als die Pflanzen überhaupt aufnehmen können. Deutschland drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

 

 

Trinkwasserverordnung bestimmt Grenzwerte 

Bis zu 50 mg Nitrat pro Liter sind in Deutschland aus dem Wasserhahn erlaubt

Festgelegt wurde der Nitratgrenzwert 50 Milligramm pro Liter in Nr. 9 der Anlage 2 zur § 6 Abs. 2 der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) im Jahre 2001.

Überschritten wird dieser Wert aktuell in fast 15 Prozent aller deutschen Grundwassermessstellen – ein alarmierender Wert, verursacht durch die intensive „Nutz“-Tierhaltung in Deutschland. Dieses Wasser kann und darf so als Trinkwasser nicht mehr verwendet werden. Doch auch die vorgegebene Unbedenklichkeit der Nitratwerte zwischen 10 mg/l und 50 mg/l wird immer fragwürdiger, je näher man sich dem Grenzwert nähert.

Gesundheitsgefahren auch unterhalb dem Grenzwert?

Wo bleibt das Vorsorgeprinzip auch bei der Risikobewertung? Das Überschreiten des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Liter zieht nach Angaben der EU-Kommission „erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit“ nach sich. Aber allein diese Wortwahl suggeriert, dass ein Nitratwert von 30, 40 oder 45 Milligramm pro Liter ebenfalls als nicht unbedenklich gelten kann, sondern lediglich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung senkt. Schäden auch bei geringeren Werten können demnach nicht ausgeschlossen werden. „Ich möchte jedenfalls kein Glas Wasser trinken, das mit 35 oder 40 Milligramm Nitrat pro Liter aus dem Wasserhahn kommt“, lässt sich Bundesvorsitzender der V-Partei³, Roland Wegner, zitieren. „Aber genau das passiert tagtäglich, vor allem in den Ländern mit besonders starker Tierhaltungsdichte wie etwa in Niedersachsen“. Das Vorsorgeprinzip findet, wie so oft, auch bei diesem hochbrisanten Thema keine Anwendung, die Menschen in Deutschland werden mit dem Risiko von den etablierten Parteien alleine gelassen. Die Schweiz dagegen legte den Nitratgrenzwert bei 25 mg pro Liter fest.

Natürlicher Nitratwert ist unter 10 mg pro Liter Wasser

Tatsächlich bezeichnet sogar das Umweltbundesamt einen Wert von über 10 mg/l bereits als Zeichen für eine deutliche Belastung. Für Säuglinge kann eine Zufuhr von Wasser mit einem darüber liegenden Messwert sogar tödlich sein. Bei knapp 35 Prozent der Messstellen deutschlandweit wurden Nitratwerte zwischen 10 mg/l und 50 mg/l nachgewiesen. Dieses Wasser wird dennoch zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser genutzt.

Welcher Nitratwert ist natürlich? Die geogene Belastung von Wasser mit Nitrat, also die natürlich bedingte Schadstoffbelastung, liegt bei unter 10 mg/l, Werte darüber sind anthropogen bedingt, also vor allem durch Gülle der Tierindustrie.

Unterschiedlicher Grenzwert für Tafelwasser

Tafelwasser hat mit 10 mg pro Liter einen deutlich niedrigeren Grenzwert für Nitrat

Hellhörig muss jeder Verbraucher spätestens dann werden, wenn er die Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasserverordnung) liest und die Grenzwerte mit der Trinkwasserverordnung vergleicht. Gemäß § 15 Abs. 2 der Mineral- und Tafelwasserverordnung dürfen Tafel- und Quellwasser nur dann in den Verkehr gebracht werden, wenn der Gehalt an Nitrat den Wert von 10 mg/l nicht überschreitet. Zur Erinnerung: der Grenzwert für Wasser aus dem Wasserhahn darf 40 mg/l mehr Nitrat enthalten als das in Flaschen abgefüllte Trinkwasser!

 

 

Politik muss Verbraucherschutz groß schreiben

„Die Politik und die Ämter stellen sich auch in dieser strittigen Frage in Deutschland nicht konsequent ihrer Verantwortung für den Verbraucherschutz. Wenn Säuglinge in Gefahr sind, sollte selbst über ein Vorsorgeprinzip nicht mehr diskutiert werden müssen, sondern dringend gehandelt werden. Und Empfehlungen, für Säuglinge statt Leistungswasser Wasser aus Flaschen des Lebensmittelhandels zu verwenden, ist damit nicht gemeint“, so Wegner weiter.

Der Vorsitzende der Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer plädiert, endlich den Verbraucher- und Umweltschutz vor die wirtschaftlichen Interessen der Massentierhalter zu stellen. Er macht sich große Sorgen um das Grundwasser. „Die schließlich wichtigste Ressource, die wir haben“.

Biovegane Landwirtschaft ist die einzige Lösung!

Die V-Partei³ fordert daher, die Grenzwerte für Nitrat deutlich zu senken, die Schweiz mit 25 mg/l kann als Vorbild dienen. Es brauche vor allem eine politische Veränderung, dass diese dann auch eingehalten werden können.

Ein biovegan bewirtschafteter Betrieb in Deutschland

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre es daher, ab sofort keine weiteren Massentierhaltungsställe im Bundesgebiet zu genehmigen. Danach müsse es darum gehen, die biovegane Landwirtschaft Schritt für Schritt zu fördern, um bis 2030 aus der Massentierhaltung ausgestiegen zu sein. „Dann wird unser Trinkwasser bundesweit irgendwann wieder natürliche Werte von unter 10 mg Nitrat pro Liter aufweisen und auch die Krankheits- bzw. Krebsraten werden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit sinken“.