Seit Januar 2017 ist die Grande Dame der Gesundheits-, Friedens- und Tierrechtsszene Mitglied in der V-Partei³. Im November 2017 feierte Barbara Rütting ihren 90. Geburtstag! Wir haben uns mit ihr unterhalten:
Frage: Hallo Barbara. Letztes Jahr warst du bundesweit die älteste Bundestagskandidatin. Mit 18 Prozent hast du in deinem Wohnort das beste und außergewöhnlichste Wahlergebnis für die V-Partei³ geholt. Was hatte dich bewogen, nach deiner früheren Landtagstätigkeit nochmal politisch aktiv zu werden?
Barbara Rütting: „Das Prädikat „älteste Politikerin“ schmückt mich schon seit ich 2003 für die Grünen in den Bayerischen Landtag gewählt wurde. Als solche war ich automatisch Alterspräsidentin, hatte zweimal die Legislaturperiode zu eröffnen und fand mit meinen Reden großen Anklang quer durch alle Fraktionen. Nach meinem Austritt bei den Grünen konnte ich mir allerdings nicht vorstellen, noch einmal als Kandidatin politisch aktiv zu werden. Zu schmerzlich waren meine Erfahrungen in dieser Partei, Tierrechte wurden als „Lachnummer“ behandelt und bespöttelt, die vegetarische Idee erst recht. Ich war wie elektrisiert, als ich davon hörte, dass sich eine Partei für Veränderung, Verantwortung, Vernunft – Vegetarier und Veganer gegründet hatte. Nach mehreren positiven Gesprächen war für mich klar: kein Alter der Welt kann mich abhalten, da mitzumachen.“
Frage: Was sind deine weiteren politischen Themenschwerpunkte?
Barbara Rütting: „Seit langem setze ich mich u. a. für eine Stärkung der ökologischen Landwirtschaft, den Ausbau regionaler Produktion, Verarbeitung und Vermarktung, eine bessere Transparenz und Kontrolle bei Lebensmitteln sowie einen besseren Tier- und Umweltschutz ein – last but not least für die Förderung der vegetarisch-veganen Lebensweise. Ganz wichtig sind mir selbstverständlich auch die Menschenrechte. All das finde ich im Parteiprogramm der V-Partei³, was mich glücklich macht. Ich bin sehr dankbar, dass sogar das sensible Thema „Sterbefasten“ von der V-Partei³ als einziger Partei nach meinem Vorschlag aufgegriffen und ins Programm übernommen wurde.“
Frage: Was muss aus deiner Sicht passieren, damit eine politische Kraft wie die V-Partei³ groß genug wird, um es in die Parlamente zu schaffen?
Barbara Rütting: „Zunächst muss man eine Partei auf solide Füße stellen. D. h. man benötigt viele Mitglieder, um damit regional in Erscheinung treten zu können. Wir haben erst vor kurzem in Unterfranken einen Bezirksverband der V-Partei³ gegründet. Um von den Medien stärker wahrgenommen zu werden, sollte es kein Tabu sein, über eine Zusammenarbeit mit ähnlichen Parteien nachzudenken. Eine Fusion hätte natürlich den Vorteil, dass man sich nicht gegenseitig wichtige Stimmen streitig macht. Nächstes Jahr zur EU-Wahl wäre ein guter Zeitpunkt für ein derartiges Zusammenwirken. Es geht ja schließlich um die Sache. Mein Traum wäre es, Barbara Hendricks in irgendeiner Form ins Boot zu holen…
Frage: In den 50iger und 60iger Jahren wurdest du als Schauspielerin berühmt. Nach und nach wurdest du ein Sprachrohr der Aktivistenszene. Wie kam es dazu und welche Aktionen und Demonstrationen sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Barbara Rütting: „Es ging los mit der Demonstration 1961 in München gegen die Wiederaufrüstung. Es folgten unzählige Blockaden der Pershing Raketen in Mutlangen und Büchel, wobei ich mehrmals festgenommen wurde. Beim Pharmakonzern Schering in Berlin habe ich mich 1982 aus Protest gegen dessen Tierversuche angekettet. Diese Demonstrationen haben leider in der Sache selten etwas erreicht, die Dinge haben sich teilweise sogar noch verschlechtert. Heute sind wir der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und wundern uns über Kriegsflüchtlinge. Allerdings zeigten mir die vielen Begegnungen und Gespräche, dass ich nicht allein bin im Kampf für eine bessere Welt und machten mir immer wieder Mut. Die Vernetzung der Aktivisten ist wichtiger denn je. Was aber sehr wohl etwas gebracht hat, sind meine über 20 vegetarisch-veganen Kochbücher und die zahlreichen Vorträge. Viele Menschen wurden dadurch zuerst zu Vegetariern, dann zu Veganern und waren damit die Wegbereiter des aktuellen Vegan-Booms.
Frage: Mit Deinen Aktivitäten waren und sind allerdings nicht alle einverstanden, wie gehst Du mit Gegnern um?
Barbara Rütting: “Mein Filmpartner Klaus Kinski hat mir sein Motto vermacht:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich“.
Gerade habe ich einen weiteren tollen Spruch zum Thema gehört – von Georg Christoph Lichtenberg: „Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.“
In meinem 90-jährigen Leben war ich immer neugierig und offen für viele Ideen, habe Vieles ausprobiert und mich häufig für Benachteiligte und diskriminierte Minderheiten eingesetzt, das scheint manche Zeitgenossen zu beunruhigen. Ich empfinde es als Auszeichnung, wenn ich höre, ich sei „nicht unumstritten“, und sage meinen Gegnern gern: „Ihr braucht mich in gar keine Schublade mehr zu stecken, ich war in allen schon drin.“ So habe ich alle möglichen Lebensformen ausprobiert, sie gegebenenfalls unterstützt und mitgemacht – oder mich wieder gelöst, wenn ich merkte, der Zug fährt in die falsche Richtung. Das bedeutet für mich Freiheit. Und diese Freiheit nehme ich mir!“
Frage: In Deutschland bekommen in den letzten Jahren politische Stimmen Aufwind, die teilweise an die düstere Deutsche Vergangenheit, vor allem deren Anfänge erinnern. Wie beurteilst du dies als Zeitzeugin?
Barbara Rütting: „In der Tat mache ich mir große Sorgen um die Entwicklungen in Deutschland, aber auch insgesamt um den Weltfrieden. Ich habe die NS-Zeit als Kind miterleben müssen. Hans Rütting, ein Freund meines Vaters, wurde von den Nazis verfolgt und zum Tode verurteilt, weil er als Antifaschist aktiv war. Er konnte fliehen und kam zu uns, um sich hier bis zum Einmarsch der Russen zu verstecken. Ich heiratete ihn später und verdanke ihm meine politische Denkweise. Auch mein zweiter Mann Heinrich Graf von Einsiedel (Anm.: Urenkel von Otto von Bismarck) engagierte sich aktiv gegen den Faschismus. Meinen eigentlichen Vornamen „Waltraut“ legte ich als Protest ab, er war mir für damalige Verhältnisse zu germanisch. Aktuell erleben wir in Deutschland erneut Hetze und Diffamierungen – in alle Richtungen. Wir müssen mutiger werden, uns nicht daran beteiligen, sondern den Mund aufmachen! Wo Unrecht Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“
Frage: Wie beurteilst du die Neuauflage der schwarz-roten Koalition in Berlin?
Barbara Rütting: „Ich hätte mir eine Minderheitsregierung gewünscht – nun haben wir leider wieder eine GroKo. Es ist nicht zu erwarten, dass sich in Bezug auf unsere lebenswichtigen Themen etwas ändert, im Gegenteil. Umso wichtiger ist die V-Partei³!
Frage: Du bist ja auf vielen Veranstaltungen unterwegs. Wo kann man dich in nächster Zeit treffen?
Barbara Rütting: Vom 20. bis 22. April findet in Berlin der „medizinische Fachkongress zur pflanzenbasierten Ernährung“ (Vegmed) mit Spitzenfachleuten aus der ganzen Welt statt. Die Reformhaus eG, die mir vor vier Jahren ihren Preis für mein Lebenswerk verlieh, hat mich als Ehrengast zum Kongress eingeladen. Darüber freue ich mich sehr und bin besonders gespannt auf die Diskussion zum Thema: Fleisch produzieren, ohne Tiere zu töten! Das mag für viele nach ferner Zukunftsmusik klingen. Dank einiger Unternehmen und WissenschaftlerInnen ist diese Vision jedoch wahrscheinlich nicht mehr weit von der Realität entfernt. Vieles weist darauf hin, dass die entsetzliche Massentierhaltung doch bald ganz unblutig zu Ende gehen wird.“ Der Schutz von Mensch, Tier und Umwelt ist und bleibt für mich untrennbar, deshalb: V-Partei³ – ist doch klar!
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