Ende des Jahres besuchte ich mit meinem Mann und unseren besten Freunden, den „Vegan Asses“ den veganen Stand von Inge und Markus Barth auf dem Weihnachtsmarkt in Laupheim. Der Funke sprang trotz großem Andrang, sofort über, sodass wir gleich für Anfang des neuen Jahres einen Termin für ein Interview vereinbarten. Es ist einfach bereichernd und ermutigend, solche großartigen Menschen kennen zu dürfen. Lest selbst:

Das Ehepaar Barth lebt mit ihren seinen 28- und 22-jährigen Söhnen  in Wain und ist vielen Veganern durch  innovative Aktionen bekannt:

Inge Barth, Heilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Inhaberin der veganen Kochschule  „Inge´s kitchen“, (https://inges-kitchen.de/#start) bietet sogar veganes Catering an.

Ihr Ehemann Markus Barth, Geschäftsführer der Barth Logistik GmbH, der einzigen uns bekannten Spedition, der den Gedanken der Nachhaltigkeit bei ihren Mitarbeitern schult und bereits einige ihrer LKWs, als „fahrende Litfaßsäulen“ für den Tierschutz und die vegane Lebensweise nutzt.

Fragen an Inge und Markus Barth:

  1. Die meisten Menschen nehmen heute, trotz aller Skandale, die Leiden der sogenannten Nutztiere hin, „ weil´s halt schmeckt!“ Wie man an der Tragödie des Silvesterbrandes im Krefelder Zoo deutlich sehen kann, stehen dort weinende Menschen mit Echtpelzkragen, die echte Trauer empfinden. Sobald sie aber nach Hause gehen, können (wollen?) sie auf ihr Fleisch nicht verzichten. Wann hattet Ihr die Erkenntnis, die es offensichtlich braucht, um eine tiefgreifende Änderung der anerzogenen Gewohnheiten zu bewirken?     

                                                    

„Bei uns war es ein wahrhaft „greifbares“ Erlebnis,  wir hatten Hasen aus sogenannt artgerechter Haltung bestellt, die ich zum Einfrieren bereits abgezogen und ausgenommen abholte. Als ich den ersten in einen Gefrierbeutel verstauen wollte, erkannte ich plötzlich, dass es JEMAND und nicht ETWAS war. Damit war der erste Schritt zur veränderten, zunächst vegetarischen, Lebensweise, getan. Vegan wurden wir tatsächlich durch einen Vortrag von Attila Hiltmann, den wir auf einer Veggiemesse erlebten. Es fiel uns quasi wie Schuppen von den Augen, dass gerade für Molkerei-produkte Tiere extrem leiden und sterben müssen. Wir kamen durch die Erkenntnis beseelt von dieser Veranstaltung zurück und glaubten, wie die meisten veganen Neueinsteiger, dass wir dies nur an unsere Umgebung weitergeben müssten, damit diese in dasselbe Bewusstseinslevel aufsteigen würden. Das ist ein sprichwörtlicher Anfängerfehler und klappt natürlich so leider nicht.“

 

  1. Euer Engagement für die Tiere ist ein großes Vorbild für die Menschen, die schon umgedacht haben und motiviert Unzählige, die sich im Umdenkprozess befinden. Die große Angst vieler, ist die erwartete Ausgrenzung im Familien- und Freundeskreis. Was habt Ihr in dieser Hinsicht privat und auch beruflich erlebt?

 

 „Privat hat sich unser Freundeskreis tatsächlich komplett verändert, da viele – auch langjährige Freunde – nicht mit unserer Veränderung zurechtkamen. Wir haben es teils lange versucht, aber nachdem immer wieder dieselben Diskussionen aufkamen, dann selbst den Stecker gezogen. Es sind stattdessen neue, wunderbare Menschen in unser dadurch bereichertes Leben getreten.  Beruflich wurden wir zunächst belächelt, als wir die ersten LKW als „Litfaßsäulen“ für unsere Statements ausstatteten. Auf der ersten Plane prangte: „Tiere achten statt schlachten!“ Mit der Zeit kamen immer neue hinzu, wobei unserer Erfahrung nach, schreckliche Bilder eher blockierende Wirkung haben, Zitate von z.B. Gandhi oder Albert Einstein hingegen zum Nachdenken anregen. „Die Motivation für diese Aktion war eigentlich Zeitmangel“, lächelt Markus, „wir wollten trotz fehlender Zeit etwas bewirken und die vielen positiven Reaktionen geben uns recht! Von Kunden, die aktiv mit der Ausbeutung von Tieren zu tun haben, wie z.B. Hersteller von Fleischereimaschinen, Spaltenböden usw. haben wir nach und nach Abstand genommen. Bei unseren anderen Kunden werden wir voll akzeptiert, auch weil wir uns im Kundengespräch stets diplomatisch und nicht missionierend verhalten. Dass wir auch als Geschäftsleute, ohne finanziellen Grund für unsere Sache einstehen, ringt den meisten Menschen Respekt ab.“

  1. Wie geht Ihr mit den tagtäglichen schrecklichen Meldungen persönlich um, um nicht daran zu zerbrechen?

„Wir nehmen immer wieder Abstand, sehen uns die Videos und Bilder gar nicht erst an, um uns nicht runterziehen zu lassen – uns sind diese Dinge ja bekannt! Wir konzentrieren uns auf  bereits Erreichtes, orientieren uns an positiven Dingen und erfreuen uns an unseren neu gewonnenen Freunden.“

 

  1. Was ist Eure Prognose für die nahe Zukunft in Deutschland?

 

„In spätestens 5 – 10 Jahren wird in Deutschland die vegane Lebensweise normal sein, eher noch früher.

 

  1. Um auch auf politischer Ebene etwas zu bewirken wurde 2016 die V-Partei³ gegründet. Das Programm und die Menschen, die dahinter stehen, sind mit Euch und Eurer Geisteshaltung nahezu identisch.  Könntet Ihr Euch denn vorstellen uns mit Eurer Mitgliedschaft zu bereichern, oder Euch sogar aktiv einzubringen?

 

„Wir können uns eine Mitgliedschaft nicht nur vorstellen, sondern werden auch beitreten. Wir haben aber klare Vorstellungen und Pläne, wie wir unsere Einstellung bzw. Lebensweise unseren Mitmenschen näher bringen wollen. Veganes Catering, Kochschule und Teilnahme an Veranstaltungen mit veganen Essensständen liegen dabei im Focus. Wie weit wir damit noch aktiv für die V- Partei tätig werden können, ist schwer einzuschätzen.“  

Das war ein wunderbarer Tag, bei dem wir darüberhinaus noch exquisit von unseren Neu-Mitgliedern Inge und Markus bewirtet wurden!

Eure glückliche Evi Springer