Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
auf Ihrem jüngsten Parteitag in Berlin wurde das Wahlprogramm für die Bundestagswahl diskutiert und beschlossen. Wir zitieren zwei Punkte des Wahlprogramms der Grünen:
1. Klimaschutz voranbringen
2. Landwirtschaft nachhaltig machen: Wir schaffen die industrielle Massentierhaltung über die nächsten 20 Jahre ab und steigen auf eine Landwirtschaft ohne Ackergifte und Gentechnik um
Der Anlass unseres Schreibens ist die für Sie und Ihre Partei höchst unerfreuliche und kontraproduktive geplante Baumaßnahme eines Megastalls für 1000 Kühe in Ostrach (Baden- Württemberg), die insbesondere mit den von Ihnen genannten Punkten des Wahlprogramms nicht zusammenpasst, ja diesen sogar komplett widerspricht! Das heißt, ausgerechnet im GRÜN regierten Baden-Württemberg soll mit Ihrem Einverständnis die größte Tierfabrik Deutschlands entstehen! Wo bleibt Ihr kritisches Hinterfragen wie beispielsweise beim Thema Elektroautos?
Was ist mit unseren Mitgeschöpfen, die in der Massentierhaltung, bei den Tiertransporten und bei der Schlachtung mangels ausreichender Betäubung leiden? Doch kein Thema für die Grünen? Bevor wir in medias res gehen, gestatten Sie uns bitte, dass wir uns kurz vorstellen:
Uns, der V- Partei³, ist es ein besonderes Anliegen, gegen die Massentierhaltung und das unsägliche Leid, dem die Tiere ausgesetzt sind, vorzugehen, aber auch dafür zu sorgen, dass den nächsten Generationen noch eine lebenswerte Umwelt und Zukunft zur Verfügung steht, da – wie Ihnen ja bekannt ist – die CO2-äquivalenten Emissionen aus der Landwirtschaft einen Großteil der Treibhausgase ausmachen, die zur Klimaerwärmung beitragen, der Nitrateintrag ins Grundwasser bereits zu massiven Problemen führt und uns eine Klimakatastrophe bevorsteht bei immer weiterer Abholzung des Regenwaldes (hauptsächlich für die Erschließung von landwirtschaftlichen Feldern auch für die europäische Massentierhaltung).
Wenn ich selbst an den immensen Fleischkonsum in Europa und den Export in andere Länder denke, dann sehe ich das unendliche Leid der Tiere, ich sehe hungernde und ausgebeutete Menschen, ich sehe katastrophale Auswirkungen auf das Klima, aber mir ist bewusst, dass nicht alle Menschen dieses Bild vor Augen haben. Vielen sind die Folgen für die eigene Gesundheit, für die Umwelt, für die Tiere, aber auch für Menschen in der sogenannten Dritten Welt nicht bekannt. Wo bleibt Ihr grüner Aufschrei? Wie lange sollen diese Missstände noch mit Steuergeldern subventioniert werden? Was denken Sie, wer am Ende die Rechnung begleichen muss?
Ich muss zugeben, dass unsere Partei verwundert, um nicht zu sagen, enttäuscht ist über die Vorgänge im grün regierten Baden-Württemberg, was Ihre Partei einmal mehr unglaubwürdig macht und Tier- und Umweltschützer immer weiter verunsichert.
Wir hätten uns gewünscht, Sie hätten ein offenes Ohr für jene Bürgerinnen und Bürger, die aus Tier- und Umweltschutzgründen Anstoß an dem Vorhaben nehmen, derzeit Stimmen in einer Petition gegen dieses Vorhaben sammeln und auch eine Protestaktion vor Ort geplant haben. In der Vergangenheit haben DIE GRÜNEN den Menschen viele Umweltgefahren in das Bewusstsein gebracht und damit das Handeln der anderen Parteien beeinflusst. Davon ist nicht viel übrig geblieben, die Glaubwürdigkeit ihrer Parteifarbe ist leider dahin!
Dass auf Ihre Initiative bzw. Untätigkeit hin eine neue Tierfabrik gebaut wird, wird weder zu einer Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums noch zu einer Verbesserung des Tier- und Klimaschutzes beitragen, im Gegenteil!
Wir hoffen, mit unserer Arbeit die Menschen zum Hinterfragen ihrer Konsumgewohnheiten anzuregen, denn politische Verantwortung beginnt auf dem eigenen Teller. Gerne sind wir bereit, mit Ihnen über unsere Visionen persönlich zu diskutieren!
Mit freundlichen Grüßen
Roland Wegner