Reportage zum Besuch auf dem Lebenshof von Eveline Treischl


Der Schweiß läuft uns in Strömen den Nacken herunter, als wir an diesem heißen Sommertag im Juli zu neunt von der Demonstration in Bad Grönenbach auf dem schönen, sonnenüberfluteten Hof ankommen. Unsere V-Partei³ hatte die Demo initiiert, um die Schließung eines Milchbetriebs zu fordern, nachdem schlimme Tierquälereien dort bekannt gemacht worden waren.
Emotional noch total aufgewühlt ob der Unfassbarkeit dieser Kaltherzigkeit Tieren gegenüber, stehen wir plötzlich in einem Tierparadies. Das krasse Gegenteil zum ausbeuterischen Milchbetrieb erleben wir hier, im Lebenshof „Die kleine Zickenfarm“ in Bad Grönenbach.

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Diese Lämmer haben ein glückliches Leben vor sich!

Die Lebenshofleiterin Eveline Treischl empfängt uns mit einem Handschlag und einem freundlichen Lächeln, das sie trotz sichtlicher Übermüdung in ihr Gesicht zaubert. Wir können es kaum erwarten, ihre Tiere zu besuchen und laufen nach der herzlichen Begrüßung durch die Ställe, um auf eine große, saftig grüne Weide zu gelangen. Und schon kommt Noah, der Chefschafbock, neugierig auf uns zu gehopst. „Mal gucken, wer da kommt!“, drückt der Blick des Schafes aus, das bei Eveline wie ein „Haushund“ im Haus mitwohnen darf. Die anderen Schafe folgen ihm und stupsen uns mit ihrer typischen Aufgeschlossenheit fröhlich an. Einige haben Behinderungen, die meisten haben traumatische Erfahrungen. Auf der Ziegenweide gegenüber begegnen uns eine Mutterziege mit ihrem Zicklein, die direkt von dem Schlachter auf den Lebenshof gerettet wurden. Den beiden merken wir ihre Angst deutlich an, sie hüpfen nicht lustig auf uns zu, sondern ziehen sich zurück. Ihnen war das Zutrauen zu Menschen gründlich ausgetrieben worden. Es wird wohl noch dauern, bis sie ihre Lebensfreude zurückgewinnen. Vorläufig sind sie einfach nur froh, überhaupt zu leben.
Dafür springen die anderen Ziegen glücklich herum auf bereitgestelltem Kletterzeug, auch ein Sofa gehört dazu. Wir streicheln sie ausgiebig und schauen in die Augen mit den horizontal geformten Pupillen, die den Fluchttieren einen Rundumblick erlauben. Besonders fällt uns Merlin auf mit seinen verkrüppelten Vorderbeinen. Sie sind die Folge von so enger Haltung, dass er nicht mal aufstehen konnte. Ein Seufzer entfährt uns Tierschützern, als wir das hören. Einen anderen Ziegenbock, der schon 9 Jahre hier leben darf, fährt Eveline regelmäßig mit einem kleinen Wagen spazieren, damit er auch mal rauskommt. Jeder bekommt hier die Versorgung, die er braucht. Uns gelingt es angesichts der friedvollen Stimmung auf dem Hof, den Stress der Demo vollkommen abzulegen.

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Eveline Treischl stellt Roland Wegner den Hof und die Tiere vor.

Von den Tieren hier auf dem Lebenshof geht eine wunderbare Ruhe aus, wir spüren die positive Energie nahezu körperlich. Eveline erzählt uns, dass sie vor 12 Jahren den Lebenshof gegründet hatte, weil sie es nicht mehr mit ansehen konnte, wie herzlos die Tiere behandelt werden. Wir können gerade angesichts des Tierskandals am selben Ort, weswegen wir demonstriert hatten, bestätigen: Allein der Profit ist den Menschen wichtig, die sog. Nutztiere halten, um sie entweder zu Wurst verarbeiten zu lassen oder ihre Milch zu stehlen für menschlichen Konsum. Aber es sind doch Tiere! Gefühlsfähige Lebewesen, die Schmerz und Angst empfinden können! Wir müssen herzlich lachen, als eine Ziege vor uns mit ihren Sprüngen ihre Späße treibt, dass das umherliegende Heu nur so in die Luft fliegt. Sie leidet an einer großen Wucherung an der Seite, aber das nimmt ihr nicht die Lebensfreude.

Aus tiefster Überzeugung, dass jedes Leben lebenswert ist, nimmt Eveline so viel Tiere auf, wie es geht. Jeder neue tierische Bewohner wird mit Liebe gehegt und gepflegt. Manche brauchen etwas mehr Pflege und Zuwendung, gerade wenn sie krank oder behindert sind. Eveline betont: „Ja, bei uns leben nur die Ärmsten der Armen“, sie kümmert sich bis zur Selbstaufgabe um ihre Schützlinge. Ihre eigene Gesundheit leidet extrem unter dieser Aufgabe, meist schläft sie nicht länger als eine Stunde. Das kann nicht mehr lange gut gehen.
Sie geht mit uns zu dem Jungbullen Florian, herzt und liebkost ihn.  Ihm wurde nach seiner Geburt vor 8 Monaten jede Chance auf ein Leben abgesprochen, so klein und schmächtig kam er auf die Welt. Aber hier bei Eveline erhielt er seine Chance und gedieh zu einem prachtvollen jungen Stier. Der Kleine genießt die Zuwendung sichtlich. Da gibt es von beiden Seiten nur Liebe, die Lebenshofgründerin hat keine Angst vor evtl. ungestümen Verhalten des Tieres. -Braucht sie auch nicht. Hier herrscht eine vertrauensvolle Atmosphäre, für uns zum Greifen nahe. Wir bekommen Tränen in die Augen vor Rührung angesichts dieser schönen Szene, die wir hier erleben dürfen. Ja, es gibt sie noch, die Menschen, die das Adjektiv „menschlich“ positiv besetzen.

Leider ist die Existenz des Lebenshofes gefährdet. Um die finanzielle Situation mit Spenden und Patenschaften für die Tiere zu verbessern, gründete die Lebenshofleiterin den Verein SchaZi „Unsere Zickenfarm“. Es ist dringend finanzielle Unterstützung nötig, damit das Leben ihrer über 100 Tiere bewahrt werden kann. Wir bitten euch von ganzem Herzen, helft mit einer Patenschaft oder spendet für Futter und Tierarztkosten.
Wenn ihr einen Tag oder mehrere Tage mitanpacken könnt auf diesem wundervollen Lebenshof, freut sich Eveline auch. Ihr droht der Zusammenbruch, der eigene und der ihres Hofes. Das können wir doch nicht zulassen!

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Vertrauen zwischen Mensch und Tier!

Hier kannst Du spenden (und bitte den Link teilen):

https://www.betterplace.org/de/projects/71045-tierschutzverein-und-lebenshof-braucht-dringend-futter-fur-die-tiere

Deine Spende kommt garantiert zu 100% an, und es gibt auch eine Spendenbescheinigung!

Herzlichen Danke für den Bericht an Birgit Fahr, für die Infos an Michaela Fischer, für die Bilder an Derya Laug und Jürgen Schmidt.
Mit dabei waren außerdem: Tina Gößelt (unser neuestes Mitglied!), Saskia Wild und Roland Wegner.

Weitere Infos zu diesem Herzens-Projekt findest Du hier:

Unser Facebook-Artikel mit vielen Bildern
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„Zickenfarm“ – Homepage