Hanf, Getreide, Mohn – 200 Hektar Landwirtschaft ohne Viehhaltung!

Gesunde Öle produziert Biolandhof Nagengast in Oberfranken

Die V-Partei³ setzt sich mit der Agraragenda 2030 wie keine andere Partei für eine revolutionäre Neuausrichtung der Landwirtschaft ein. Neue Wege zu beschreiten heißt, sowohl die Anbaumethoden als auch – wenn möglich und nötig –  Anbaufrüchte zu verändern. Wir haben haben uns mit Markus Nagengast unterhalten, der auf seinem Biolandhof im bayerischen Oberfranken auf rund 200 Hektar Getreide, wie z.B. Dinkel, Emmer, Weizen und Goldhirse sowie Linsen, Kleegras und glutenfreier Buchweizen anbaut. Zudem produziert er die die Samen für das kaltgepresste Hanf-, Lein-, Leindotter-, Mohn-, Raps- und Schwarzkümmelöl selbst. Besonders interessierte uns alles rund um den Anbau von Hanf.

V-Partei³: Welche unterschiedliche Sorten von Hanf/Cannabis gibt es und wie verhält es sich hier mit den behördlichen Regeln in Deutschland?

Hanffeld in Bayern

Markus Nagengast: „In Deutschland darf nur Nutzhanf angebaut werden d. h. die Sorten dürfen den vorgegebenen THC-Grenzwert nicht überschreiten. Derzeit sind ca. 30 Sorten zugelassen, die der Landwirt anbauen darf. Der Anbau ist bei der BLE in Bonn sowie beim zuständigen Landwirtschaftsamt zu melden. Außerdem muss der Anbauer die Herkunft des Saatgutes nachweisen. Der Blühbeginn des Hanfes ist bei der BLE zu melden, weil ab diesem Entwicklungsstadium Kontrolleure Pflanzenproben aus dem Hanffeld ziehen, die auf THC untersucht werden.“

V-Partei³: Welche Vor- bzw. Nachteile hat der Anbau von Hanf/Cannabis im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen?

Markus Nagengast: „Es ist weder eine Unkrautbekämpfung noch ein Pflanzenschutz erforderlich, da der Hanfsamen schnell keimt und zügig wächst. Durch das tiefe Wurzelsystem gibt es einen hohen Vorfruchtwert.

Nachteilig sind noch die hohen Saatgutkosten und die nicht einfachen Erntebedingungen.  In Deutschland herrscht darüber hinaus eine schwierige Vermarktungssituation, da es ein Nischenprodukt ist und viele, billigere Ware importiert wird.“

V-Partei³: Wie verhält sich der Aufwand zum Ertrag?

Markus Nagengast: „Der Anbau ist meiner Meinung nach nur bei einer eigenen Veredelung des Hanfes sinnvoll, weil die Verkaufserlöse über Händler derzeit zu gering sind.“

V-Partei³: Werden spezielle Maschinen benötigt im Vergleich z.B. zum Anbau von Getreide, wenn ja, welche?

Markus Nagengast: „Durch das fasserreiche Stroh des Hanfes gestaltet sich die Ernte schwieriger, auch Maschinenschäden sind  aufgrund der Fasern möglich. Wichtig ist auch, dass die Hanfnüsse unmittelbar nach der Ernte getrocknet und gereinigt werden.“

V-Partei³: Ist beim Anbau von Hanf/Cannabis eine Fruchtfolge einzuhalten?

Mohn – nicht nur ein spannendes Lebensmittel, auch schön fürs Auge

Markus Nagengast: „Generell ist es bei jeder Kultur sinnvoll, Anbaupausen einzuhalten, um eine ausgewogene Fruchtfolge mit Winterungen und Sommerungen zu haben. Dem Hanf wird eine gute Selbstverträglichkeit nachgesagt, d. h. die Pflanze kann auch im Folgejahr auf dem selben Feldstück angebaut werden. Das wird aber bei uns nicht praktiziert.“

V-Partei³: Welche Böden eignen sich für den Anbau?

Markus Nagengast: „Hanf stellt keine besonderen Ansprüche an die Bodengüte. Am besten wächst er auf tiefgründige, kalkhaltige Böden mit guter Wasserversorgung. Nicht zu empfehlen ist der Anbau auf sehr armen Sandböden oder Böden mit Staunässe.“

V-Partei³: Wir setzen uns ja für eine biovegane Landwirtschaft ein, also eine Bewirtschaftung ohne chemischen Pflanzen“schutz“mittel und ohne tierischen Dünger. Wäre das für den Hanfanbau vorstellbar und was müsste man beachten?

Markus Nagengast: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass beides sehr gut funktioniert. Aufgrund des schnellen Wachstums hat der Hanf eine sehr gute Unkrautunterdrückung. Wir sind ein viehloser Betrieb mit einer Biogasanlage, die in der Gemeinschaft mit drei weiteren Biobauern und Naturstrom (Stromanbieter) gemeinsam betrieben wird. Der anfallende organische Gärrest wird hauptsächlich dem Getreide zugeführt, weil es einen viel höheren Stickstoffbedarf als Hanf hat. Die Stickstoffversorgung unseres Hanfes wird über Leguminose Zwischenfrüchte sichergestellt.“

 

Lesen Sie auch unser Interview mit Pionier Daniel Hausmann zum Thema biovegane Landwirtschaft


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