Bundesvorsitzender Roland Wegner setzt sich mit einem offenen Brief gegen die Diskriminierung von vegan lebenden Menschen ein

Zum von uns gestern veröffentlichten Thema „Veganerin begnadigt Ferkel – Verantwortliche ließen es töten“ schaltete sich nun auch Bundesvorsitzender Roland Wegner ein. Mit einem offenen Brief an den Metzger (Sponsor beim Preisschafkopfen) machte er gesellschaftliche Probleme im Umgang miteinander deutlich und hat am Ende auch eine Forderung.  

Sehr geehrter Herr Hermann Schrembs,

als Bundesvorsitzender der veganen V-Partei³ muss ich es per se nicht gut finden, dass Sie zu Ihrer Gaststätte „ZUM WEIßEN SCHWAN“ in Windischeschenbach auch eine Metzgerei betreiben. Aber ich respektiere es, so wie ich jeden Fleischesser grundsätzlich respektiere.

Ich selbst bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und kenne das dort regelmäßig vorherrschende Weltbild, von dem ich mich aus guten Gründen längst verabschiedet habe. Die Fleischproduktion ist mitverantwortlich für den Hunger der Welt, die Schädigung der menschlichen Gesundheit, die Zerstörung von Lebensräumen, die Vergiftung der Böden und Gewässer sowie der Atmosphäre mit allen Folgen für das Klima.

Da dieses m. E. etwas mittelalterliche Weltbild jedoch auch meist mit dem katholischen Glauben sehr eng verbunden ist, wunderte es mich bei der Lektüre Ihrer Website schon, dass Sie am gestrigen Karfreitag feierlich auch Schnitzel „Wiener Art“ anboten, entgegen dem kirchlichen Brauch zu diesem Feiertag wohl vom Schwein, ein veganes Sellerieschnitzel hätten Sie ja sicher entsprechend gekennzeichnet.

Das Schwein ist auch Anlass meines offenen Briefes, im wahrsten Sinne „Stein“ des Anstoßes.

Wie man den Medienberichten indirekt entnehmen konnte, waren Sie Sponsor des letzten Preisschafkopfturniers des SC Stein. Ich kann natürlich nachvollziehen, dass Sie Ihr Sponsoring mit Ihrem Geschäftsmodell in Verbindung brachten, bin aber auch hier anderer Meinung, da es sinnvolle Alternativen gibt. Da das Tierschutzgesetz auch unter einem grünen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir weiterhin ein Tierausbeutungsgesetz bleibt, dürfen einige auserwählte unschuldige Tiere (Schwein, Huhn, Pute, Kuh, Schaf, Hase, etc.) leider weiterhin ausgenutzt, getötet und gegessen werden.

Doch ist es moralisch und ethisch vertretbar, bei einem Kartenturnier um Tiere zu spielen bzw. diese als Preis auszuloben? Und dies noch mehr, da immer mehr Menschen nicht mehr für Tierleid verantwortlich sein wollen und deren Ausnutzung oder deren Konsum durch Änderung der Essgewohnheiten ablehnen?!

Sie haben es jetzt selbst erlebt, eine Preisträgerin ernährt sich – wie immer mehr Menschen – pflanzenbasiert und brachte den Veranstalter vom SC Stein, Sie als Sponsoren und den Zulieferer (Landwirt) in eine missliche Lage. Eine vegan-vegetarisch lebende Person gewann ein Spanferkel – welch ein Widerspruch, welch ein Angriff auf eine derart starke Lebensphilosophie.

Die Gesellschaft is(s)t im Wandel. Wie oft müssen sich vegan lebende Menschen immer noch den Vorwurf gefallen lassen, sie wollen missionieren, seien militant und würden Fleischesser bevormunden wollen? „Leben und leben lassen“, ist das vielleicht auch Ihr Motto? Veganer möchten lieber Tiere leben lassen und auch keine Spanferkel geschenkt bekommen. Sie möchten auch nicht von Veranstaltungen und Gesellschaften ausgeschlossen werden, weil Ausrichter und Sponsoren offensichtlich ideenlos sind und noch Speziesismus betreiben. Dass der Vereinsvorsitzende und Veranstalter vom SC Stein, Gerhard Bauer, das künftige Fernbleiben von vegetarisch-vegan lebenden Menschen vom Kartenturnier forderte, empfinden viele Menschen einfach nur unglaublich ignorant und empathielos.

Nun hat Tierfreundin Vanessa Vogel nach dem ersten Schock bei der Preisverleihung gut reagiert und dem Vernehmen nach höflich gefragt, ob sie das Ferkel auch lebend bekommen könne. Dies wurde ihr ihrer Aussage nach per Handschlag zugesichert.

Pacta sunt servanda – Verträge sind einzuhalten!

Offenbar per Handschlag wurde die Abmachung getroffen, dass Vanessa Vogel den von Ihnen gestifteten Preis – ein Schwein – lebendig bekommt und es damit retten darf.
Das, was nun offenbar passiert ist, geht jedoch über die gebrochene Regel des Bürgerlichen Gesetzbuches hinaus. Ohne vernünftigen Grund wurde das gewonnene Ferkel getötet, um es nicht wie von Vanessa Vogel vorgesehen auf einen Gnadenhof bringen zu lassen. Hier wurde die Lebenseinstellung von Vanessa Vogel und stellvertretend aller tierleidfrei lebenden Menschen herabgewürdigt. Eine klassische Form von Diskriminierung!

Ich schreibe Ihnen auch deshalb den offenen Brief, da dieses diskriminierende Verhalten bewusst oder unbewusst regelmäßig den vegan lebenden Personen in verschiedenen Situationen widerfährt und meine Zeilen zu einer Veränderung im Bewusstsein der Verantwortlichen beitragen sollen.

Ich hoffe, Sie machen zusammen mit dem Veranstalter und dem Schweinezüchter das Fehlverhalten wieder gut und entschuldigen sich bei Vanessa Vogel in angemessener Form.
Als Zeichen der Ernsthaftigkeit und im Sinne von „pacta sunt servanda“ fordere ich Sie höflich auf, auch vegetarisch oder vegan lebende Menschen zu respektieren. Bitte organisieren Sie daher ein anderes Ferkel und händigen Sie dies dem vorgesehenen Gnadenhof lebendig aus. 

Zur Wiedergutmachung und auch aus anderen Gründen (siehe oben) stünde es Ihnen auch gut zu Gesicht, auf Ihrer Speisekarte dauerhaft mindestens ein veganes Gericht anzubieten, hier drei inspirierende Beispiele:

Veganes Jägerschnitzel: Sellerieschnitzel mit Champignons (Veganes Jägerschnitzel) – Bianca Zapatka | Rezepte

Veganer Braten im Blätterteig:Rote Bete Wellington – Veganer Braten im Blätterteig – Bianca Zapatka | Rezept

Vegane Bolognese: Spaghetti Bolognese (vegan, einfach, lecker) – Bianca Zapatka | Rezepte

Gerne stehe ich auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Wegner
Bundesvorsitzender der V-Partei³ und Mitglied des Augsburger Stadtrats

 


 

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