Über ein gelungenes Bühnenprogramm freuten sich knapp 100 Gäste beim bereits 9. veganpolitischen Aschermittwoch im Bürgersaal Ergolding. Neben dem Bundesvorsitzenden der V-Partei³, Roland Wegner traten der Initiator des bayerischen Nichtraucherschutzbegehrens, Sebastian Frankenberger sowie Raffaela Raab auf, die sich selbst auch die Militante Veganerin nennt. Groß war die Überraschung, als kurzfristig auch „Cem Özdemir“ (Comedian Stefan Walz) in Niederbayern vorbeischaute, nachdem sein Aschermittwochsauftritt in Biberach wegen Bauernprotesten platzte.

Der Charakter des politischen Aschermittwochs ist das Derblecken anderer Parteien und deren Politiker. Der Bundesvorsitzende und Augsburger Stadtrat Roland Wegner war hierbei kaum zu bremsen.

Ein Auszug aus der Rede von Roland Wegner
„Für die CSU in Bayern wurden heute deren Fans um 6:00 Uhr in Bussen nach Passau gekarrt. Die kamen schon so betrunken an, dass sie nicht gemerkt haben, dass Markus Söder ziemlich die gleiche Rede wie im Vorjahr gehalten hat.“

„Schweinsbraten, Schäufele, Leberkäse und Weißwürste sollen laut Söder Verfassungsrang in Bayern bekommen. Wir müssen diesen Wahnsinnigen ausbremsen! Wir brauchen daher hier in Bayern dringend ein Volksbegehren gegen die Massentierhaltung, gegen die Anbindehaltung, gegen den Kastenstand, gegen das Ausbeuten von Tieren, bei denen Söder nur ans Fressen und an seinen Hashtag #söderisst denkt.“

„Christian Lindner wird ja gerne auf sein Auto reduziert. Für mich ist er kein Porschefahrer, für mich ist er ein lobbybezogener Geisterfahrer!“

„Die Bundesregierung ist doch völlig GAGA! Ein Kilo Butter ist für etwa 24 Kilo CO2-Äquivalente verantwortlich. 45 Euro verlangt die Bundesregierung pro Tonne CO2, aber ausgerechnet die klimaschädliche Butter (und andere tierische Produkte) ist ausgenommen? Jedes Jahr werden in Deutschland 465.000 Tonnen Butter produziert. Gäbe es hierfür eine CO-Abgabe wie bei Öl oder Gas, wären das nur bei der Butter 21 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr. Allein damit könnte man pro Jahr tausende Bio-Gewächshäuser finanzieren. Und mit der heißen Luft von Bundesregierung und bayerischer Staatsregierung könnte man diese Gewächshäuser im Herbst und Frühling sogar noch kostenlos beheizen.“

„Söder wäre ja lieber ein angeketteter Bulle in Bayern als ein Rindvieh in Berlin, wie er heute sagte. Wir akzeptieren nicht länger, dass Leute wie er Witze auf Kosten der Tiere machen dürfen!“

Roland Wegner führte außerdem auf, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen muss und kritisierte massiv, dass die Regierung ihr Versprechen nicht gehalten hat, Glyphosat vom Markt zu nehmen. Abschließend machte er noch ein Versprechen zur Europawahl 2024, bei der es keine 5%-Hürde gibt: „Wenn die V-Partei³ im Juni in das Europaparlament gewählt wird, wird die V-Partei³ in Bayern ein Volksbegehren gegen die Massentierhaltung starten“, was vom Publikum mit großem Applaus bedacht wurde.

Komiker Stefan Walz kam in der Rolle von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf die Bühne. Gerade noch aus Biberach vor den Landwirten geflohen, bekamen hier Politiker und Parteien ihr palmölfreies Fett weg. Auch die „Hampel“-Regierung wurde nicht verschont, und es blieb die einleuchtende Erkenntnis: „Wer im Schlachthaus sitzt, soll nicht mit Schweinen werfen.“
 
Mit Sarkasmus, sachlicher Aufklärung und Provokation lässt sich der Auftritt von Raffaela Raab beschreiben. Die studierte Ärztin ging die Analyse der deutschen Politik medizinisch an und beschrieb die Krankheit, unter denen Leute wie Markus Söder oder Alice Weidel leiden.

Ein Auszug aus der Rede von Raffaela Raab / Militante Veganerin:
„Es gibt Nutz-Tiere genau so wenig, wie es Nutz-Menschen gibt. Aber es gibt NUTZLOSE Politiker!„

„Wir müssen gesellschaftlich und politisch analog zum Rassismus Aufklärung über die größte Diskriminierungsform auf dem Planeten betreiben: den SPEZIESISMUS!„

„Deutschland leidet unter STEAK-Tourette: Politiker schreiben Propaganda-Hymnen an die Schweinshaxe und holen sich damit billige Wählerstimmen ab. Das gemeinsame Interesse lautet SCHNITZEL, der gemeinsame Feind ist der VEGANER. Die Opfer von diesem unreflektierten Faschismus sind am Ende des Tages die Tiere!„

„Weidl und Söder können vielleicht den Durchschnittsbürger mit ihren Schnitzelreden abholen – mich nicht. Ich lade die Beiden herzlich zu einer Debatte ein, in welcher ich SIE panieren werde!„

„Ich bin selbst Wienerin – und wir Wiener lieben unser Tier in Panier! Doch es ist keine Kultur Tiere zu versklaven – sondern eine KULTURSCHANDE!„

„Ja, Herr Söder – ICH verlange die sofortige Zwangsveganisierung Deutschlands! Denn Tiere haben ein Recht auf Personenstatus und wir dürfen ihre Körper nicht für triviale Genussbefriedigung missbrauchen!„

„Der erste Paragraph des deutschen Tierschutzgesetzes lautet: ‚Niemand darf einem Tier ohne VERNÜNFTIGEN GRUND Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen‘. Unsere Tradition und der Genuss sind keine vernünftigen Gründe für Mord und Sklaverei!“

„Wir müssen Tierrechte als logische Erweiterung von Menschenrechten gesetzlich verankern. Und bevor das geschieht, müssen wir auch auf individueller Ebene alle vegan leben!“

„Die Sklaverei der Tiere ist der größte ethische Notfall und leider versöhnt die Gewohnheit den Menschen mit den schlimmsten Gräueltaten. Wir brauchen für die Befreiung der Tiere eine Revolution, denn die langsame Evolution wird den Opfern nicht gerecht. Die negativ gerahmte „Zwangsveganisierung“ ist keine Maximal- sondern eine Minimalanforderung an das Gesetz und vor allem an unsere Menschlichkeit!„
 

In seinen Bann zog auch Sebastian Frankenberger die Zuschauer. Er berichtete von seinen zahlreichen politischen Erfahrungen gerade auch im Hinblick zum erfolgreichen Volksbegehren für den Nichtraucherschutz in Bayern. Der frühere ÖDP-Vorsitzende machte der V-Partei³ Mut und Hoffnung, dass in Bayern ein Volksbegehren gegen die Zustände in der Massentierhaltung was werden könnte und gab dafür einige Tipps.

In der abschließenden Diskussion zwischen Roland Wegner, Sebastian Frankenberger und Raffaela Raab ging es dann sogleich um die Umsetzbarkeit eines derartigen Volksbegehrens. Die Militante Veganerin konnte zwar einer „Politik der kleinen Schritte“ durchaus Verständnis abgewinnen, würde aber gerne die maximale Forderung zur Abstimmung stellen, nämlich das Ende aller Schlachthäuser.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Rosa Lazić, für die musikalische Umrahmung sorgte Steffi Steinecker.

Das Organisationsteam rund um Johannes Kiermaier, Angelika Selbmann und Constanze Beck hält es für möglich, dass die Jubiläumsveranstaltung 2025 erneut in Ergolding stattfindet.